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Zur Geschichte von Libau / Kurland bis 1914 (Seite 6)

  Zur Wirtschaftgeschichte Libaus 
 Teil 2: Nach dem Anschluß an das Eisenbahnnetz (1871/73)

Die Bedingungen für den Handel verbesserten sich entscheidend durch die Anbindung Libaus an das russische Eisenbahnnetz. So stieg besonders zwischen 1870 und 1880 der Libauer Handel sprunghaft an. Die Zahl und die Größe der den Libauer Hafen anlaufenden Schiffe erhöhte sich erheblich und innerhalb weniger Jahre verdreifachte sich der Wert der Ein- und Ausfuhr.

Im Zusammenhang mit der Industrialisierung gewannen Metalle, Metall- waren, Geräte und Maschinen, Steinkohle und Düngemittel und Chemikalien als Importprodukte zunehmend an Bedeutung. Heringe und andere traditionelle Einfuhrgüter blieben aber weiterhin wichtig. Die Ausfuhr bestand wie früher vor allem aus Produkten der Land- und Forstwirtschaft: Getreide, Hanf, Leinsamen, Flachs und Holz.

Libau war einer der wichtigsten Ausfuhrhäfen für russisches Getreide. 1912 betrug der Anteil Libaus an der gesamten russischen Ausfuhr von Hafer etwa 38%, bezieht man nur die russischen Ostseehäfen ein, so waren es 49%. Im gleichen Jahr entfielen von der gesamten Ein- und Ausfuhr der russischen Ostseehäfen auf Libau ca. 11%. Bestimmungs- bzw. Herkunftsländer für die Ein- und Ausfuhren über den Libauer Hafen waren um 1912 vor allem Großbritannien, Deutschland, Amerika und Holland. 

Wie sehr Libau das Wirtschaftszentrum Kurlands war, geht daraus hervor, daß sich 1911 in Libau 23% aller kurländischen Unternehmen befanden. Deren Anteil am gesamten Umsatz in Kurland betrug sogar 55%. Diese Zahlen zeigen, daß in Libau die umsatzstärksten Unternehmen ansässig waren. Hierbei lag der Umsatz je Einwohner in Libau etwa fünf mal höher als im kurländischen Durchschnitt. Nur in der Hafenstadt Windau war der Umsatz  je Einwohner höher, was jedoch damit zusammenhängt, daß der Umsatz in Windau sich auf eine erheblich kleinere Einwohnerzahl als in Libau bezog.

Seit den 70 ´er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde Libau immer mehr auch zu einer Industriestadt. Fast 50% der Industriearbeiter Kurlands waren 1913 in Libau beschäftigt. In der Metallbearbeitungs- und Maschinenindustrie sowie der Holzindustrie betrug dieser Anteil Libaus 77%.

Die genannten Zahlen lassen erkennen, daß sich Libau als eine See-, Handels- und Industriestadt vor dem 1. Weltkrieg sehr deutlich vom übrigen Kurland abhob, denn dieses blieb - wie vor Jahrhunderten - ein reines Agrarland.

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