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Zur Geschichte von Libau / Kurland bis 1914 (Seite 12)

 Zusammenfassung

Libau war eine See- und Handelsstadt mit privilegierten Kaufmanns- bürgern. Das Vorbild für die kurländischen Kaufleute war der Rigaer Patrizier. >1<  Diesem Vorbild kam der Kaufmannsstand in Libau näher als in anderen Städten Kurlands: Nur in Libau hatte es der Kaufmannsstand erreicht, daß er allein ratsfähig war. Nur Kaufmannsbürger konnten die im Rahmen der städtischen Selbstverwaltung Libaus entscheidenden Positionen, nämlich Ratsverwandter sowie Stadtältermann und Stadtältester der Großen Gilde, besetzen.

So standen während des 18. und frühen 19. Jahrhunderts in der sozialen Hierarchie Libaus die Kaufmannsbürger sogar über dem Adel. Hierdurch hob sich Libau sehr deutlich von seiner Umgebung ab, denn in Kurland galt, wie der baltische Rechtshistoriker Oswald Schmidt in Anlehnung an einen Ausspruch von Rousseau meinte: “Der Adel Alles, der Fürst nichts, die Städter weniger als nichts”. >2<

Zutreffend erklärte 1875 der livländische Landrat Arthur von Richter, daß die ständischen Verhältnisse der russischen Ostseeprovinzen “in der europäi- schen Welt eine Anomalie” darstellten. >3< Die russischen Reformen seit der Regierungszeit Alexander II. mögen zwar nach heutigen demokratischen und liberalen Maßstäben ungenügend gewesen sein, doch trugen sie dazu bei, diese “Anomalie” auch in Libau mehr und mehr abzubauen.

Schließlich beendete der 1. Weltkrieg die Entwicklung Libaus von der mittelalterlichen deutschen Marktsiedlung zur multinationalen See- und Handelsstadt im Vielvölkerstaat Rußland - aus “Libau” wurde “Liepaja”, die nach Riga größte Stadt im 1918 unabhängig gewordenen Lettland.

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>1<  Karl Wilhelm Cruse, a.a.O., Bd.1, S. 321.

>2<  Oswald Schmidt, Rechtsgeschichte Liv-, Est und Curlands, Dorpat 1894 (Ndr. 1968),
         S. 228.

>3<  Reinhard Wittram, a.a.O., S. 211. 

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